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Grube Fürst Moritz bei Niederndorf
Zahlreiche alte Stollen, Pingen und Schächte der Grube Fürst Moritz befinden sich in diesem Talseifen am Berg "Spitzer Stein".
Im westlichen Teil des Siegerländer Erzreviers fand vorwiegend Bergbau auf Buntmetallerze statt - vor allem Galenit, Sphalerit und Fahlerze (Tetraedrit). Sie dominierten gegenüber dem Siderit in den Gängen. Diese Vorkommen verteilen sich in einem Gebiet südlich von Wenden, westlich von Freusburg und östlich von Friesenhagen und haben in der Umgebung von Niederfischbach ihren Mittelpunkt. Die kleinen Lagerstätten traten zum Teil isoliert, seltener in Gangzügen auf. Nur in Einzelfällen ist man über Aufschlussarbeiten oder kurze Betriebszeiten hinaus gekommen. Auch in mineralogischer Hinsicht spielten die Gruben um Freudenberg, Niederfischbach und Friesenhagen zu Betriebszeiten kaum eine Rolle, selten findet man in der einschlägigen Literatur Hinweise auf gute Funde. Stufen mit schönen und großen Galenit-Kristallen sind von manchen Gruben bekannt, aber - mit Ausnahme der von der Grube Glücksbrunnen bei Niederfischbach - in den Sammlungen selten anzutreffen.
Stollenportal des Bleiberger Stollens im Sommer 2024. Auf dem ehemaligen Haldengelände befindet sich ein Wochendhaus, welches eingezäunt ist. Mineralien sammeln ist hier nich möglich.
Zeitweise von etwas größerer Bedeutung war die Grube Fürst Moritz östlich von Niederndorf.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts galt diese als die ertragreichste Bleierzgrube im Bergrevier Siegen I. Für den Zeitraum von 1856 und 1861 geben HUNDT et al. (1887) mit 1.550 t Bleierz im Wert von 350.000 Mark die höchste Förderung des Bergwerks an.
Zwei Erzgänge bildeten die Grundlage für den Bergbau im Bereich der Grube Fürst Moritz.
Der wirtschaftlich bedeutendere war der maximal 1 m mächtige „Bleiberger Gang“, weil er dominierend den gesuchten silberhaltigen Bleiglanz (Galenit) und Fahlerz (Tetraedrit) enthielt. Im Gegensatz dazu führte der bis 1,5 m mächtige „Wasserkauter Gang“ überwiegend Siderit mit geringen Mengen an Galenit, Sphalerit und Chalkopyrit.
Das vom Heimatverein Niederndorf wieder hergestellte Stollenportal des "Neuen Bleiberger" Stollen. Eine Infotafel gibt dem interessiertem Sparziergänger wichtige Infos zu der Historie.
Oberhalb vom Bleiberger Stollen, unmittelbar am Weg, befindet sich dieser alte Stollen. Aufgrund seines sehr hohen Alters ist eine eindeutige Namensgebung in den Bergakten nicht zu finden. Vermutlich stammt dieser Stollen aus dem 16. bis 17. Jahrhundert.
Der Erzabbau erfolgte über mehrere Stollen, die zu beiden Seiten des Höhenzuges „Spitzer Stein“ angesetzt worden waren, und reichte über einen Blindschacht bis in eine Tiefe von 160 m. Ein zum tieferen Aufschluss der Lagerstätte von Niederndorf aus vorgetriebener Stollen wurde kurz vor dem Erreichen des „Bleiberger Gangs“ aufgegeben, da bereits 1893 die Schließung der Grube erfolgte. Eine letzte Bergbauphase, die den Eisenerzen galt, fand noch einmal 1942/43 statt, in der nach FENCHEL et al. (1985) 3.773 t Siderit gefördert worden sind.
Stollenhalde des neuen "Bleiberger Stollen". Aufnahme im Sommer 2024.
Im Ortskern Niederndorf erinnert dieser Grubenwagen an den einst wichtigen Arbeitgeber.
Mineralienfunde im Grubenrevier Fürst Moritz der vergangenen 30 Jahre.
In den Hohlräumen von Siderit und Quarz bilden Galenit und Tetraedrit mitunter hübsche kleine Kristalle bis 5 mm Größe. Selten ist Bournonit als max. 3 mm große dicktafelige, gestreckte Kristalle. In neuerer Zeit sind im Bereich einer Stollenhalde bunte Sekundärmineralien gefunden worden, die größtenteils als Haldenbildungen zu deuten sind (HENRICH 2008). Besonders attraktiv ist Linarit in Form von blauen, maximal 2 mm langen leistenförmigen Kristallen. Häufige Begleiter sind kugeliger oder nadelig-prismatischer Malachit (bis 3 mm), tafeliger Brochantit, tintenblaue Langit- und Posnjakit-Kristalle (bis 2 mm) sowie Anglesit und Cerussit (prismatische Kristalle bis 8 mm). Farblose, pseudohexagonale Kristalle, tafelig bzw. kurzprismatisch entwickelt, bildet Leadhillit. Sie messen in Ausnahmefällen mehr als 1 mm. Manchmal lassen die Leadhillit-Kristalle eine Phantombildung im Inneren erkennen, vereinzelt ist der Kern auch milchig trüb. Hierbei könnte es sich um Paramorphosen bzw. Teilparamorphosen von Susannit nach Leadhillit handeln.
Brianyoungit kommt als samtiger Kristallrasen aus dünnen weißen Blättchen vor, die sich gelegentlich auch zu radialstrahligen Pusteln zusammenfügen und einen deutlichen Seidenglanz präsentieren.
Pikant ist allerdings die Tatsache, dass auch Hydrozinkit ebensolche Kügelchen ausbildet.
Sie sind visuell vom Brianyoungit kaum zu unterscheiden. Meist bildet Hydrozinkit allerdings glatte, porzellanartige Krusten. Bläulichgrüner Rosasit tritt als max. 1 mm große geschlossene Kugeln auf Quarz, Goethit, Chalkopyrit und Sphalerit in Erscheinung. Er wird häufig von Schulenbergit begleitet, der schöne Rosetten aus dünnen türkisgrünen Blättchen ausbildet.
Aus der Zersetzung des silberhaltigen Galenits resultiert die Entstehung von gediegenem Silber.
Die silberweißen, dentritischen, moos- oder bäumchenförmigen Aggregate bis maximal 1,5 mm Größe sitzen direkt auf Cerussit-Kristallen, die sich zusammen mit erdigem Goethit in Galenit-Hohlräumen auf Siderit-Kristallen angesiedelt haben.
Die Fundmöglichkeiten für diese Mineralien sind heute leider nicht mehr sehr gut, da nur ein kleiner Bereich der Halde mineralführend war und mittlerweile stark abgesucht ist. Auf den anderen Halden im Bereich der Grube Fürst Moritz kann man vor allem Belege der häufigeren Erze auflesen. Überraschungen sind jedoch nicht ausgeschlossen. So erwähnen beispielsweise FENCHEL et al. (1985) Arsenopyrit und Ullmannit von dieser Grube, was zeigt, dass die hier abgebauten Erzgänge durchaus artenreicher gewesen sein dürften als bislang bekannt.
Text: Markus Henrich, Kirchen.
Mineralogische Kostbarkeiten von Grube Fürst Moritz
Derber Galenit als Typisches Gangstück von der Grube Fürst Moritz. Bildbreite: 31 mm.
Sammlung: Matthias Reinhardt.
Derber Galenit in Grauwacke-Nebengestein eingewachsen. Bildbreite: 31 mm. Sammlung: Matthias Reinhardt.
Kristalliner Galenit auf Siderit ( Eisenerz ) und Quarz. Bildbreite: 2 mm. Sammlung: Markus Henrich, Kirchen.
Fahlerzkristall auf Siderit ( Eisenerz ). Bildbreite: 4 mm. Sammlung: Markus Henrich, Kirchen.
Derber Fahlerz in Quarz. Fahlerzfunde sind im Grubenrevier Fürst Moritz recht selten zu finden.
Bildbreite: 4 mm. Sammlung: Matthias Reinhardt.
Im Sommer 2024 in den Pingen unterhalb des neuen Bleiberger Stollen gefunden: Eine Silberparagenese bestehend aus Polybasit, gediegenem Silber und Akanthit auf Siderit und Quarz! Bildbreite: 0,7 mm.
Sammlung: Matthias Reinhardt.
Kleine gelbgrüne Pyromorphitnadeln ( Bleiphosphat ) neben derben Galenit. Eine typische Paragenese bleihaltiger Minerale. Bildbreite: 3,5 mm. Sammlung: Matthias Reinhardt.
Gelbe Schwefel Kristalle als Verwitterungsprodukt von Galenit. Bildbreite: 1,6 mm. Sammlung: Markus Henrich, Kirchen.
Cerussit neben grünem nadeligen Malachit. Bildbreite: 1,6 mm. Sammlung: Matthias Reinhardt.
Dickprismatische Cerussit Kristalle in einer Kluft. Bildbreite: 3,2 mm. Sammlung: Matthias Reinhardt.
Durch eine Analyse bestimmter Aurichalcit ( Zinkkupfercarbonat ) auf korrodiertem Sphalerit ( Zinkerz ). Bildbreite: 3,4 mm. Sammlung: Matthias Reinhardt.
Perfekt ausgebildeter blauer Linarit neben grünem Brochantit. Bildbreite: 1,6 mm.
Sammlung: Markus Henrich, Kirchen.
Blick auf das Fördergerüst des alten Schachtes nach der Stilllegung im Jahr 1965
Blaugrüner Schulenbergit neben Sphalerit und Chalkopyrit. Bildbreite: 5 mm. Sammlung: Matthias Reinhardt.
Rubinroter Cuprit als einzel Kristall. Dieser ist im Haldenmaterial extrem selten und konnte nur einmal gefunden werden. Bildbreite: 0,5 mm. Sammlung: Matthias Reinhardt.
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