Delafossit – ein vielgestaltiges, aber oft übersehenes Kupfermineral aus dem Siegerland
Markus Henrich, Matthias Reinhardt und Tim Overkott
Das Kupfer-Eisen-Oxid Delafossit kommt als Sekundärmineral in Kupferlagerstätten einigermaßen verbreitet vor. Allerdings ist das schwarze Mineral oftmals sehr unscheinbar und klein ausgebildet, fällt neben seinen farbenfrohen Begleitern kaum auf und wird zudem auch gerne mit anderen Mineralien verwechselt. Im Siegerland gelangen in den letzten Jahrzehnten einige sehr gute Funde, die wir hier vorstellen möchten
– auch mit dem Ziel, den Delafossit ein wenig aus seinem Schattendasein zu befreien.
Delafossit-Fundstellen im Siegerland
Die ersten Publikationen von Delafossit-Funden im Siegerland stammen aus den 1980er-Jahren, als man das Mineral auf Stufen von den Gruben Breimehl bei Brachbach und Alte Buntekuh bei Niederschelden bestimmt hatte (HELSPER & SCHOLL 1987; SCHNORRER-KÖHLER 1987). Die Kristalle und Kristallaggregate waren jedoch eher unspektakulär. Der erste bedeutende Fund sollte aber nicht lange auf sich warten lassen: 1992 beschrieben BLASS & GRAF einen Delafossit-Neufund von der Grube Alter Schmiedeberg bei Gosenbach mit Kristallen und Aggregaten bis 4 mm Größe. Autor Tim Overkott hatte das Mineral hier gefunden, aber zunächst für Hämatit gehalten, der in der Grube einst auch als Eisenerz abgebaut worden war. In der Tat sehen schwarze, aus sechsseitigen Tafeln aufgebaute Rosetten und Kugeln auch den bekannten „Eisenrosen“ des Hämatits recht ähnlich. Stutzig machte ihn jedoch, dass rote Innenreflexe und Strichfarben fehlten.
Zudem gab es auch spitz zulaufende zapfenähnliche Gebilde, die visuell rein gar nicht dem Hämatit ähnlich sahen. Die folgende Analyse bestätigte schließlich den Delafossit.
In den 90 er Jahren war die Grube Hose bei Eiserfeld eine Fundstelle für hervorragende Delafossit Stufen. Zwischen der kleinen Pinge im Vordergrund und den 3 Fichten dahinter,
fand man die besten Delafossite.
Nachdem nun das hexagonal kristallisierende Kupfer-Eisen-Oxid bei einigen Lokalsammlern bekannt war, folgten im Laufe der 1990er-Jahre bis heute zahlreiche neue Entdeckungen – teilweise sogar auf historischen Stufen wie zum Beispiel auf Cuprit-Stufen aus der Grube Wolf bei Herdorf. Ein weiterer bemerkenswerter Fund mit schönen und für die Mineralart durchaus großen Kristallen und Aggregaten bis 3 mm gelang Autor Matthias Reinhardt alsbald im Haldenmaterial der Grube Hose bei Eiserfeld. Auch die nahe gelegene Grube Schlänger & Eichert lieferte schöne Microstufen. Beide Fundstellen lagen im Bereich des Eisenzecher Zugs und dessen Nebengängen, die Delafossit in mannigfaltigen Ausbildungsformen hervorbrachten (u.a. die Gruben Hohe Pfannenberger Vereinigung, Grüner Jäger und Alter Wilderbär; vgl. HENRICH 1998). Weitere gute Funde und Belege stammen von den Gruben Alter Mann in Gosenbach (HELSPER 1997), Vereinigte Rhonard bei Olpe, Victoria bei Littfeld, Rother Adler bei Neunkirchen, Vorderste Kreutzbach (später kons. Grube Brüderbund) zwischen Salchendorf und Eiserfeld, Kupferloch bei Achenbach, Kuhlenwalderzug, Anton und Reff bei Brachbach, Hollerter Zug bei Dermbach und Käusersteimel bei Kausen (GOLZE et al. 2012). Es ist davon auszugehen, dass Delafossit grundsätzlich in den Oxidationszonen der Siegerländer Erzgänge weit verbreitet ist. Allerdings wurde und wird das Mineral gerne übersehen oder mit anderen Mineralarten verwechselt.
So ist beispielsweise der Delafossit auf manchen Malachit-Stufen von der Grube Huth bei Hamm a. d. Sieg mitunter für Pyrolusit gehalten worden.
Die Halde des Müser Stollen, einem Betriebspunkt der Grube Vahlberger Zug bei Vahlberg.
Hier konnte man in den letzten Jahren sehr schöne Delafossit Stufen finden.
Vielfältige Ausbildungsformen
Delafossit ist ein variantenreiches Mineral, das in verschiedenen Ausbildungen angetroffen worden ist.
Am weitesten verbreitet sind geschlossene schwarze Kugeln und Halbkugeln bis etwa 5 mm im Durchmesser und mit radialstrahligem Aufbau, die in der Regel auf Quarz und Goethit (Limonit) aufgewachsen sind.
Selten sind sie auch im derben Brauneisenerz eingewachsen. Des Weiteren kommen hexagonale, manchmal auch kantengerundete Blättchen und Täfelchen, spießförmige, spitz zulaufende Kristalle sowie feine Nadeln vor, die sich zu rasenbildend oder zu Büscheln, Rosetten und Pusteln zusammenfinden. Zapfenförmige, skalenoederähnliche Kristallaggregate bestehen aus einer Vielzahl subparallel verwachsener Individuen und sind ebenfalls weiter verbreitet. Ebenso treten tönnchenförmige Aggregate und etwas seltener auch oktaederähnliche Kristalle auf. Delafossit ist schwarz mit einem intensiven halbmetallischen Glanz. Atmosphärische Einflüsse lassen das Mineral matt erscheinen, eine beginnende Umwandlung zu Goethit zeigt sich in braunen Farbtönen. Fast immer findet man das Kupfer-Eisen-Oxid in Hohlräumen von Quarz und Brauneisenerz (Limonit). Typische Begleitminerale sind dann Cuprit, gediegen Kupfer und Malachit, seltener hingegen Brochantit und Langit oder Posnjakit. Hämatit ist ebenfalls häufig in der Nähe anzutreffen.
Wenn das Mineral auf dunklem Goethit in Form des „Braunen Glaskopfs“ fällt es aufgrund des fehlenden Farbkontrastes kaum auf. Verwechslungsgefahr besteht bei kugeligen, blättrigen und nadelig-spießigen Ausbildungsformen vor allem mit Goethit, Hämatit, Pyrolusit und anderen Manganoxiden. Wenn man das Mineral aber erst einmal kennengelernt hat, fällt die Bestimmung in der Regel leicht.
Möglicherweise gab es diese Bestimmungsprobleme schon vor mehr als hundert Jahren.
In der älteren Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts taucht immer wieder die Bezeichnung „Kupferschwärze“ auf – ein Begriff, der heute als Synonym für Tenorit steht. Da dieser im Siegerland allerdings eine absolute Rarität ist, gibt die „Kupferschwärze“ Rätsel auf. HAEGE (1887) charakterisiert diese als „blauschwarze kugelige Überzüge auf Brauneisenstein“, eine Beschreibung, die ohne weiteres auf den Delafossit zutreffen könnte. Das Mineral war zu jener Zeit noch kaum bekannt und erst kurz zuvor von dem französischen Chemiker Charles FRIEDEL (1873) von der Kupferlagerstätte Mednorudyanskoye nahe Jekaterinburg im Ural, Russland, beschrieben zu Ehren seines Landsmanns und Mineralogen Gabriel Delafosse (1796 – 1878) benannt worden. Ob es sich bei der „Kupferschwärze“ der historischen Siegerländer Mineralienliteratur tatsächlich oder zumindest teilweise um Delafossit gehandelt hat, konnte bislang nicht geklärt werden.
Denn auch kupferhaltige Manganoxide, das amorphe „Kupferpecherz“ und eben doch Tenorit kommen in Frage. Die vermutlich weltweit besten Delafossite erreichen etwa 8 bis 10 mm Größe und stammen aus der Kupferlagerstätte von Bisbee in Arizona/USA (ROGERS 1913). Darüber hinaus ist das Kupfermineral aus etlichen weiteren Kupfervorkommen der Welt bekannt wie z. B. aus Lavrion in Griechenland, der Ojuela Mine (Durango, Mexiko), der Cartagenera Mine nahe Sevilla in Spanien, den Gruben Mont-Roc und Le Moulinal in der französischen Region Okzitanien, der United Verde Mine (Arizona/USA), Eureka (Nevada/USA) oder der Malanjkhand Mine in Indien. In Deutschland liefert die Grube Clara bei Oberwolfach eine Vielzahl sehr guter Delafossite. Weitere Fundorte in Deutschland sind u.a. Neubulach und Freudenstadt im Schwarzwald, die Gruben Neuhaus-Stolberg bei Straßberg und Wittenbergsglück bei Lautenthal im Harz oder die Grube Bayerland bei Waldsassen in der Oberpfalz.