Grube Louise, Niedersteinebach
Die "Königin der Eisensteingruben"
im Westerwaldkreis
Grube Louise im Jahr 1890.
Im Vordergrund: Barbaraschacht und Verladeanlage. Im Hintergrund ist der Gerlachschacht zu sehen.
Alle SW Bilder aus dem Bildarchiv: Jürgen Kalscheid, Willroth
Geschichte:
1771 wurde die Grube erstmals urkundlich erwähnt, als sie von Chur-Trier gekauft wurde.
Der Trierer-Stollen wurde aufgefahren und das erste Zechenhaus gebaut. 1825 wurde mit der Planung und 1836 mit dem Bau des Alvenslebenstollen in Burglahr begonnen. Der Bau dauerte bei einem jährlichen Vortrieb von 41 m bis 1864, dann erreichte er den Erzgang der Grube. Der mit einer Steigung von 15 mm/m 1546 m lang aufgefahrene Stollen wurde 1987 restauriert und als Besucherstollen freigegeben.
Die Grube wechselte mehrfach den Besitzer, 1803 kam sie zum Haus Nassau-Weilburg, ab 1815 gehörte sie dem Staat Preußen und in dieser Periode erhielt sie auch ihren Namen; sie wurde nach Königin Louise von Preußen benannt. Die Belegschaft der Grube schloss sich 1829 der „Siegen’schen Bezirks-Knappschaftskasse“ an. 1832 wurde am Mundloch des Stollens ein neues Zechenhaus, 1834 eine Erzwäsche errichtet.
Schacht I wurde 1852 angelegt, er hatte eine lichte Weite von 2,2 × 2,2 und eine Teufe von 197 m.
1865 kaufte Krupp die Grube. Schacht II oder „Barbaraschacht“ wurde 1875 abgeteuft.
Er hatte einen Querschnitt von 2,2 × 4,4 m und eine Teufe von 503 m. 1877 wurde eine Dampfpumpe installiert. 1883 wurde der Schacht in Betrieb genommen. 1883 ließ die Firmenverwaltung eine Schmalspurbahn, die „Krupp'sche Bahn“ in Richtung des Bahnhofs von Seifen anlegen. 1889 wurden ein Maschinenhauses am „Barbaraschacht“ gebaut und ein Dampfhaspel installiert. Für die Kinder der evangelischen Grubenbeamten wurde 1890 eine evangelische Schule errichtet. Um auch die Erze der nicht weit entfernten Grube Georg mit der Schmalspurbahn zur Weiterverarbeitung transportieren zu können, wurde 1898–99 eine Seilbahn zur Grube Georg gebaut.1902 errichtet man Wohnhäuser für Steiger und Obersteiger in Grubennähe. Am 1. Februar 1930 wurde der Betrieb auf der Grube eingestellt. Abgebaut wurde auf dem „Horhausener Gangzug“ zuerst Braun-, mit zunehmender Teufe auch Spateisenstein. 400 Belegschaftsmitglieder förderten insgesamt 3,2 Mio. t Eisenerz zu Tage.
Die Grubenanlage um 1902.
Aufnahme von 1902. Die Belegschaft der Grube Louise.
Die "Krupp`sche Bahn": Das Eisenerz der Grube Louise wurde bis zum Bahnhof Seifen für den weiter Transport gefahren.
Die "Krupp`sche Schule": Hier gingen die Kinder der evangelischen Grubenbeamten zur Schule.
"Nicht für die Schule, sondern fürs Leben" lautete das Motto!
Eine Schulklasse der "Krupp`schen Schule":
Gangkarte der Grube Louise von 1910.
Seigerriss der Grube Louise. Angefertigt von Peter Penkert, Fröndenberg.
Der Alvenslebenstollen: Er hatte die Funktion das anfallende Grubenwasser aus dem gesamten Grubenkomplex abzuführen und mit Frischluft zu versorgen. Nach über 29 Jahren Bauzeit erreichte der Stollen im Jahr 1864, nach 1546 m länge, den Erzgang. Heute dient der Stollen als Besucherbergwerk. Albert Schäfer aus Willroth leitet die Grubenführung.
Im Stollen inneren: Auf den ersten Stollenmetern sieht man sehr deutlich die Kratzspuren von Schlegel und Eisen. Aus heutiger Sicht ist es sehr schwer nachvollziehbar wie die Bergleute damals unter den Bedingungen gearbeitet haben. Der Streckenvortrieb pro Tag und Schicht betrug damals maximal 1 cm ! Die ersten Bohrlöcher für das einsetzen von Sprengpatronen sind nach 380 m zu erkennen.
Die erste Lachtertafel wurde im Jahr 1839 nach etwa 32 Lachter angebracht. 1 Lachter bedeutet etwa 1,80 m länge und war ein Bergmännisches Maßeinheit. Die Lachtertafel bestand aus einem hellem Eifeler Tuff und wurde in Steinmetzarbeit gefertigt.
Herrliche rotbraune Manganablagerungen wuchsen über die Zeit an den Stollenwänden. Das Regenwasser welches durch das Gebirge sickerte, war Eisen- und Manganhaltig. Dadurch enstanden diese ausgewöhnliche Gebilde. Im Prinzip ist es nichts anderes als Rostschlamm.
An einigigen Stellen wo das Gebirge Kupferhaltig war, konnten sich solche grüne und blaue Ablagerungen absetzen. Chemisch gesehen handelt es hierbei um Kupfersulfate.
Mineralogische Kostbarkeiten aus der Grube Louise
Meter große Drusen im Brauneisenstein…
Text: von Norbert Stötzel, Siegen.
"Der Brauneisenstein ist stets zerklüftet und enthält außerdem in seiner ganzen Masse verteilt eine große Menge von Drusen in den verschiedensten Größen; ihr Durchmesser stark von einigen Zoll bis auf 10 bis 15 Fuß", beschrieb HILT (1865) die in der Oxydationszone der Grube Louise angetroffenen Verhältnisse.
Der Brauneisenstein war vielfach eng mit Quarz verwachsen. Die Hohlräume darin waren stets mit braunen oder schwarzen "Glaskopf" (Goethit und Manganerze wie "Psilomelan") ausgekleidet, welche die "schönsten Stalaktiten und Stalagmiten" bildeten (HILT l.c.). Aus mineralogischer Sicht sind die besonders schönen "Glaskopf" Bildungen des Goethits interessant. Und die älteren Sammlungen enthalten viele Varianten des Brauneisensteins: allerlei zapfen-, säulen-, buckel- sowie nierenförmige Aggregate. Auch der Lepidokrokit bildete überaus prächtige Stufen, einmal in Form von nahezu perfekt kugelförmigen, braunrötlichen Gebilden aufgewachsen auf Brauneisenstein mit Quarz und Goethit und begleitet von "Hydrohämatit"; und zum anderen schönen kristallisiert als "Rubinglimmer". Gemeinsam mit dem Limonit fanden sich auf der Grube Louise immer wieder auf prächtige Manganmineralien wie Pyrolusit, Manganit, "Wad" oder "Psilomelan": "Manganerze finden sich in der ganzen Masse des Brauneisensteins, namentlich in den Drusenräumen, recht häufig, und zwar sowohl schalig die Wände begleitend, als auch tropfsteinartig", schrieb HILT (l.c.). Hin und wieder kamen stalaktische Bildungen von "Braunem Glaskopf" vor, die komplett mit kleinen glänzenden "Hydrohämatit"- Kügelchen bedeckt waren. Selbstverständlich muss hier auch der Rhodochrosit von der Grube Louise vorgestellt werden, der in besonders schönen skalenoedrischen Kristallen in den Drusen des Brauneisenstein sitzt oder der sich auf manganhaltiger Matrix bildete. Die wenigen, aber qualitativ sehr hochwertigen Rhodochrosite aus der Grube Louise brauchen den Vergleich mit anderen Siegerländern Funden nicht zu scheuen.