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Matthias Reinhardt, Drolshagen

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Ein Sammlerportrait von Rainer Bode
und Markus Henrich

Auszug aus der Mineralienwelt, Heft 3/2020 mit freundlicher Genehmigung Bode Verlag GmbH. www.mineralien-welt.de

Wenn man nicht nur Glück bei der Mineraliensuche hat, sondern bei dem Hobby auch noch Freude und Gefallen an der Mineralienfotografie findet, so trifft beides auf Matthias Reinhardt zu. Der 1977 in Siegen geborene Enkel eines Bergmanns konnte ihn schon mit elf Jahren für die funkelnden und glitzernden Steine der heimischen Erzgruben begeistern. Und wie es der Zufall wollte war der Opa mit einem Sammler befreundet, der weit über das Siegerland hinaus Berühmtheit erlangte ...
Doch lassen wir Matthias und seinen Cousin Markus Henrich selber zu Wort kommen und erfreuen uns an den exzellenten Fotos in der Galerie.

Matthias Mai 1991 Grube Alte Bunte Kuh-Niederschelden.jpg

Mai 1991: der 14jährige Matthias Reinhardt auf einer seiner ersten Exkursionen in einem Bergwerk bei Niederschelden, Siegerland.

Der Start ins Sammlerleben

Ich sammle Mineralien schon seit dem 11. Lebensjahr. Anfangs aufgrund der Nähe und der fehlenden Mobilität nur Lokal im Siegerland. Etwa zur selben Zeit fing auch mein Vetter Markus Henrich an, Mineralien
zu sammeln. Wir verabredeten uns zum sammlen, oft hat uns seine Mutter zu den Fundstellen gefahren,

die wir nicht zu Fuß erreichen konnten. Anfangs war das Wissen um die Mineralien und Fundstellen
natürlich noch gering. Der Kontakt zu erfahrenen regionalen Sammlern und hier in erster Linie der leider verstorbene Gerd Frisch aus Siegen-Eiserfeld und Gerd Helsper aus Siegen-Gosenbach half uns, unser Wissen zu erweitern. Später, noch im Teenageralter und im Erwachsenenalter, fingen Markus und ich an, eigene Berichte in der Mineralienwelt über unsere interessantesten Funde zu schreiben.

Markus schrieb die Texte und ich fertigte die Fotos dazu an. Die ersten Beiträge in der MINERALIEN-Welt stammen aus den Jahren 1995 und 1996. Bis heute sind wir ein gutes Team. Leider ist das gemeinsame Sammeln aufgrund unserer Berufstätigkeit seltener geworden. Ich sammele immer noch regional, hauptsächlich im Siegerland. Dabei freue ich mich genau so über schöne Schaustufen wie auch über attraktive Mikromounts.Gesammelt wird nach Ästhetik und nach möglichster Vollständigkeit der an einer Fundstelle vorkommenden Mineralien. Oft nehme ich mir nur ein bis zwei Fundstellen im Jahr vor, um diese intensiv zu besammeln. Wenn das Gelände es zulässt, nehme ich auch meine Kinder mit.
 

Meine beste Fundstellen im Siegerland waren in der Vergangenheit:

• Grube Kronewald in Achenbach, wo
ich Malachitgarben bis 2 cm Länge auf
Brauneisenstein finden konnte,

 

• Grube Alte Buntekuh in Niederschelden
mit den hochinteressanten Sekundärmineralien
wie Lavendulan, Erythrin und Chalkophyllit,

 

• Grube Silberwiese bei Oberlahr, wo ich
auf einer kleinen Schachthalde schöne
Boulangerit-Nadeln fand,

 

• Grube Käusersteimel, Kausen mit einigen sehr
seltenen Mineralien wie Ludjibait, Reichenbachit,
Arthurit oder Churchit-(Y).

 

In neuerer Zeit war die Grube Schöne Aussicht
bei Burbach mit ihren Seltenheiten
wie Clarait, Ktenasit, Jamborit und Segnitit
eine sehr interessante Fundstelle.

Matthias Oktober 1992 Grube Hirsch-Niederschelden.jpg

Matthias im Oktober 1992 am Stollenmundloch der Grube Hirsch bei Niederschelden.

Meine besten Funde:

 

2012 besuchte ich erstmals das Gebiet der ehemaligen Grube Neue Rhonard bei Olpe. Es befindet sich nur wenige Kilometer von meinem Wohnort entfernt. Sie war in den 1860er-Jahren durch ein bedeutendes
Vorkommen von Zinnober (Cinnabarit) bekannt geworden. Nach dem ich das richtige Kartenmaterial gesichtet hatte, begann ich mit der Suche im Gelände und konnte die Fundstelle auch relativ schnell lokalisieren. Es handelte sich um eine große Stollenhalde mitten im Wald. Es sah so aus, als wäre hier zuvor noch nicht gesucht worden. Leider war sie auf den ersten Blick auchziemlich unattraktiv: jede Menge Lehm
und viel Nebengestein. Ich entschied mich, auf der rechten Seite am Haldenfuß mit dem Schaufeln zu beginnen. Bald kamen mir etliche Brauneisenstein-Baryt-Stücke entgegen. Der Lehm war allgegenwärtig
und bedeckte alle Fundstücke, sodass sich das Suchen nicht wirklich einfach gestaltete.
Auf Verdacht nahm ich einige Stücke mit nach Hause. Dort folgte nach dem Waschen die große Überraschung: Eine Handstufe war übersät mit kristallisiertem Cinnabarit! Eine wirklich hervorragende Stufe von einer klassischen Fundstelle, von der eigentlich nur wenig Stufen in den Sammlungen vertreten sind.

Es hatte sich also gelohnt, dort zu suchen. Ich war dann noch einige Male dort. Dabei fand ich im Waldboden ein grauen Lehmklumpen, den ich mit den Händen Stück für Stück auseinandernahm. Darin verbarg sich zu meiner großen Freude eine etwa 10 cm große Stufe, die nach kugeligem „Glaskopf“ aussah.

Da auch Baryt an diesem Stück war, kamen mir Zweifel auf, ob es sich hierbei wirklich um normalen „Glaskopf“ handelt. Eine später durchgeführte Analyse konnte zur großen Überraschung zweifelsfrei Hollandit bestätigen. In Größe und Qualität handelte es sich vermutlich um die beste Hollanditstufe, die jemals im Siegerland gefunden wurde.

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Einen weiteren Traumfund gelang Matthias Reinhardt mit dieser Hollandit Stufe, die er ebenfalls auf der Halde der Grube Neue Rhonardt bei Olpe fand.

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Top Cinnabarit Stufe, ca. 9 cm breit, gefunden von Matthias Reinhardt auf einer Halde der Grube Neue Rhonard bei Olpe.

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Im Jahr 2006 nahm er sich eine Halde der Grube Käusersteimel bei Kausen vor.
 

Großvater war Bergmann


Durch Zufall lernte ich dann den bekannten Mineraliensammler und Apotheker Gerhard Schweißfurth aus Siegen-Niederschelden kennen. Er war damals etwa so alt wie mein Großvater. Beide kannten sich
zudem gut. Mein Opa war Bergmann; er arbeitete vor dem Zweiten Weltkrieg auf der Grube
Storch & Schöneberg in Gosenbach, später auf der Grube Neue Haardt in Weidenau und letzlich auf der Pfannenberger Einigkeit in Salchendorf. Gerhard Schweißfurth hatte in den 1950er- und 1960er-Jahren von den Bergleuten viele schöne Stufen erwerben können. Er erzählte mir einmal, dass man früher einen ganzen Kofferaum voll mit Kupferkiesstufen von der Grube Füsseberg von den Bergleuten hätte kaufen können. Was mich bis heute sehr fasziniert ist, dass Herr Schweißfurth später immer bereit war, mir seine kostbaren Stufen zum Fotografieren auszuleihen, hatten sie doch einem enormen Wert. Aber so bekam ich meine ersten Top-Stufen vor die Linse. Herr Schweißfurth war somit ein weiterer wichtiger Förderer meiner Fotoarbeit.

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Walter Reinhardt, der Opa von Matthias Reinhardt. Er war Bergmann im Siegerland.

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Diese Untertageaufnahme stammt von der 21. Sohle auf der Grube Grube Storch und Schöneberg und wurde 1936 gemacht. Matthias Reinhardts Opa ist oben rechts zu sehen.

Start ins „Geheimnis“ Fototechnik
 

Durch den Kontakt mit meinem Sammlerfreund und Mineralienfotograf Gerd Helsper aus Gosenbach kam mir bereits mit 16 Jahren der Wunsch auf, selbst Mineralien zu fotografieren. Eine analoge Spiegelreflex-Kamera wie die „Olympus OM 2 n“ war für mich damals optimal. Meine ersten Fotoversuche über mein
ZEISS-Mikroskop waren dagegen noch sehr bescheiden. Die Optik des Mikroskops war dazu einfach nicht gut genug. Sammlerfreund Gerd lieh mir für einen längeren Zeitraum ein Balgengerät, zusammen mit zwei Objektiven. Ich fotografierte jede freie Minute mit dem Balgengerät. Als Dia-Film verwendete ich den Konica-
Tageslicht-Film - wegen seiner kühleren Farben. Die Farben wirkten hier neutraler als etwa bei Fuji- oder Kodakfilmen. Die Halogenlichtquelle wurde mit einem Blaufilter auf „Tageslicht“ gebracht, so das keine Farbverfälschungen entstanden.

 

Umzug und Perfektionierung


2005 zog ich mit meiner Familie von Siegen nach Drolshagen. Wir hatten ein Eigenheim im Rohbau gekauft. Nach Fertigstellung und Einrichtung meines Hobbyraums kam mir der Wunsch auf, ein neues Mikroskop zu kaufen, das besser zum Fotografieren geeignet war. Meine Wahl fiel auf ein „LEICA S 8

APO“-Stereomikroskop, dass man stufenlos von 10-80× vergrößen konnte. Schon beim ersten Testen fiel mir die unglaubliche Klarheit das Stereo-Bildes auf. Selbst bei bei hoher Vergrößerung war kaum ein Schärfeverlust zu bemerken. Mit der Zeit kam für die Mineralienfotografie

noch einiges an Zubehör hinzu. Die Anschaffungen waren sehr teuer, vor allem für einen jungen Familienvater, der gerade ein Haus gekauft und renoviert hatte. Ich danke meiner Frau bis heute, dass sie
mich dabei so sehr unterstützte. Zu diesem Zeitpunkt kam gerade eine neue Art von Fotografie auf, die Stacking-Fotografie. Durch die Anfertigung vieler Einzelaufnahmen war es damit möglich, mittels Computer ein Foto mit größerer Tiefenausdehnung zu erstellen. Die Software „Helicon Fokus“ fügt dabei alle
Aufnahmen zu einem ganzen Bild zusammen. Viele ausgezeichnete Bilder konnte ich mit dieser Technik in den nächsten Jahren für Publikationen anfertigen. Für das Buch „Siegerland-Westerwald“ im Jahr
2012 hatte ich zum Beispiel mehr als 700 Bilder von Klein- und Handstufen gemacht. 2014 bekam ich den Auftrag vom Bode-Verlag, für die Schwarzwald-Buchreihe von Prof. Gregor Markl die Kleinstmineralien
zu fotografieren. Insgesamt habe ich für die vier Schwarzwaldbücher mehr als 5.000 Fotos angefertigt.

Das half enorm, das Auge für die Mineralienfotografie noch mehr zu verbessern. Da mit der Zeit die Auflösung (Megapixel) der modernen Digitalkameras immer größer wurde, musste ich feststellen,

dass mein Mikroskop nicht mehr in der Lage war, meine geforderte Bildqualität beizubehalten.

8 Megapixel, mehr machte keinen Sinn. Mittlerweile waren aber 16- oder 24-Megapixel-Kameras und mehr auf dem Markt. Wie aber konnte ich meine Fotoqualität steigern? Nach intensiver Recherche bin ich zum Entschluss gekommen, wieder auf mein Balgengerät umzusteigen und mehr in
hochwertige Objektive zu investieren. Ich wollte die Stackingfotografie automatisieren.

Nach einem Telefonat mit meinem Freund Matthias Hanke aus Ottobeueren bekam ich den Tipp,

bei der Fa. „Stonemaster“ in Karlsruhe einmal nachzufragen. Sie sollte solche Lösungen anbieten.

Nach der Kontaktaufnahme entschied ich mich, ein Stativ „Stacktripod PS3“ und den „Stackmaster“ samt Software zu kaufen. Es erwies sich später als optimal, derart schwingungsfrei zu fotografieren.

Alles war gut aufeinander abgestimmt. Nach und nach kaufte ich mir die sogenannten unendlich korrigierten Mikroskopobjektive dazu. Die „M Plan APO“-Objektive haben einen großen Arbeitsabstand bei bester Bildqualität. Etwa 2.000 Aufnahmen habe ich für die geplante Erzgebirge- Buchreihe damit schon gemacht.

Mein Fotohonorar steckte ich wieder in teure Objektive. 2019 hatte ich folgende Objektive für die Mineralienfotografie zusammengestellt: „Mitutoyo M Plan APO“ 5×, 10×, 50×, von „Edund Optics“ das 20× mit der Zusatzbezeichnung HR für maximale Schärfe, die beiden Lupenobjektive ZEISS Luminare 40 mm und 63 mm sowie für die größeren Bildausschnitte die Vergrößerungsobjektive
50 mm, 75 mm und 105 mm von RODENSTOCK mit der Bezeichnung „APO Rodagon N“. „N“ steht für maximale Schärfe und Kontrast. Ich habe auch Kameras mit verschieden Sensorgrößen getestet,
von Halbformat über APS-C Format bis zum Vollformat. Letztendlich bin ich beim Vollformat geblieben.

Hierzu verwende ich eine SONY α 7 II. Diese Kamera besitzt keinen Spiegel im Gehäuse.

So lassen sich schwingungsfreie Fotos anfertigen. Um die Bildbearbeitung meines PC zu beschleunigen, habe ich Ende 2019 meinen Computer weiter aufgerüstet: Ein neues Mainboard mit einer Grafikkarte von AMD (Ryzen 9, 3900X, 12 Kern Prozessor, 3.80 GHz) sowie eine Grafikarte (GeForce RTX 2070 Super)

von Nvidia kamen zum Einsatz. Zusätzlich wurden eine schnelle SD-Festplatte und 64 GB Arbeitsspeicher eingebaut. Meine Fotos nehme ich im RAW-Format auf, die anschließend in Photoshop CC 2020 zu

Tiff-Dateien konvertiert werden. Danach werden die erzeugten Tiff-Dateien in „Helicon Focus“ geladen und zusammen gerechnet. Das Programm Helicon Fokus (Version 7.6.1) benötigt für das Zusammenrechnen von 100 Tiffs mit der Auflösung 6.000×4.000 sagenhafte 4,5 Sekunden. Eine beachtliche Leistung.

Zum Schluss findet dann in Photoshop die finale Bildbearbeitung statt.

SET UP Stackingfotografie Matthias Reinh

Sieht kompliziert aus - ist es auch: rechts die Fotoeinrichtung mit stabilem Stativ und Balgengerät, in der Mitte die Schwanenhals-Lichtleiter zur Beleuchtung und links das Notebook sowie ein weiteres Display zur Begutachtung des gerade in Arbeit befindlichen Motivs.

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Matthias Reinhardt bei der Arbeit - es sind nicht nur hohe Konzentration und Erfahrung
wichtig, sondern auch viel Geduld beim Fotografieren der Winzlinge, die ja meistens nur im Millimeter-Bereich zu erkennen sind.

Sammlerimpressionen - von Markus Henrich:
Von blutrünstigen Hunden und einer gelben Wiese

 

Markus Henrich ist der Cousin von
Matthias Reinhardt, der uns von den
gemeinsamen Erlebnissen berichtet:


 

Matthias und ich haben schon als Kinder bzw. Teenager zusammen Mineralien gesammelt.

Ich weiß gar nicht mehr, wie wir überhaupt zu diesem Hobby gekommen sind. Ich erinnere mich jedenfalls noch gut an unsere ersten Sammeltouren in der näheren Umgebung zu Beginn der 1990er: Mit dem Fahrrad zum Fischbacherwerk, von den Eltern zur Grube Victoria oder zur Grube Friedrich gefahren worden, zu Fuß
rund um Gosenbach und Eiserfeld oder mit dem Bus nach Herdorf. Die letztere Tour ist mir allein wegen der Blicke der anderen Fahrgäste gut in Erinnerung geblieben, die wohl noch nie zuvor zwei Jungs mit Hacke
und Schaufel in einem Bus gesehen haben. Außerdem war da noch ein Pferdekadaver und dieser „blutrünstige“ Hund, als wir in Herdorf auf dem Gelände der früheren Grube Wolf angekommen waren. Zwischen uns und dem bellenden und knurrenden Hund befand sich glücklicherweise ein Zaun, aber spätestens unter dem Eindruck des furchterregenden Pferdeskeletts suchten wir Jungs fluchtartig das Weite. Schließlich haben wir dann auf der „Blauen Halde“ der Grube Alte Mahlscheid geschürft. Als später endlich der Führerschein in der Tasche war, waren einige Ziele in der etwas weiter entfernten Umgebung erreichbarer. So zum Beispiel die antimonerzführenden Sideritvorkommen bei dem „Ort“ Busenbach - zumindest war dieser in der Bergrevierbeschreibung von 1887 als „Ort“ bezeichnet worden. Tatsächlich handelte es sich um einen Bauernhof mit zwei Gebäuden und Stall. Und natürlich wurde sofort der ansässige Landwirt auf uns aufmerksam, als wir mit dem Auto auf seinen Hof fuhren. Doch der Mann erwies sich als ausgesprochen freundlich und interessiert, zeigte uns, wo früher mal der Stolleneingang war und führte uns
schließlich zu einem großen Gesteinsbrocken auf seiner Weide, um den herum das Gras immer so sonderbar gelb wurde. Also holten wir alles an Werkzeug aus dem Auto, das wir dabei hatten, und bearbeiteten
das mehr als einen halben Meter große „Monstrum“ mit Vorschlaghammer und allerhand Meiseln.

Nicht nur der Bauer war interessiert, etliche Kühe, zig Ziegen und zwei große (aber nicht blutrünstige) Hunde kamen immer näher und umringten uns - so richtig wohl gefühlt in Mitten der vielen Tiere haben wir uns nicht, aber gerade deshalb gehört dieses zu unseren sonderbarsten Sammelerlebnissen. Ach ja, fündig sind wir auch geworden: Der dicke Stein, der - aufgrund der gelben Wiese nicht überraschend - größtenteils aus
Pyrit bestand, war voller Hohlräume mit zentimetergroßen Fahlerz- und Anglesit-Kristallen. Der Bauer war froh, den dicken Brocken los zu sein, wir waren froh über die hervorragenden Kristalle … wenigstens
für eine kurze Weile, denn bald zersetzte sich der Pyrit weiter bis zur vollständigen
Zerstörung aller Fundstücke. Nicht jeder war uns als Sammlern gegenüber übrigens so freundlich gestimmt wie der Busenbacher Landwirt. Der Förster vom Käusersteimel beispielsweise hat uns in regelmäßigen Abständen aus „seinem“ Wald und von „seiner“ Wiese vertrieben - jedenfalls immer, wenn er uns beim

Schürfen und Hämmern bemerkt hat. Man muss allerdings dazu sagen: „Schürfen“ hieß bei Matthias eher „Gräben ausheben“ - unter Anleitung von Gerd Helsper (vgl.Sammlerportrait in MW 4/2014) gehörte
er nämlich alsbald zu den tiefgrabenden Zeitgenossen der Sammlerszene. „Altmeister“ Helsper war es aber auch, der ihn schon frühzeitig ans Fotografieren von Mineralien herangeführt hat. Denn schon Mitte der 1990er-Jahre erkannte Matthias das Problem, dass man die Mineralien, die wir auf unseren Touren überwiegend fanden, nämlich Mikromounts, ohne den Blick durch ein Mikroskop auch niemanden zeigen konnten.

Das ist nicht nur ein bisschen umständlich, natürlich sind besonders die mineralogischen Laien
sofort recht entgeistert, wenn da keine halbmetergroßen, bunten Kristalle auf einem Gesteinsstück sitzen ...
Matthias begann mit dem Fotografieren, kaufte sich seine erste „preiswerte“ Ausrüstung zusammen und versuchte von den Meistern zu lernen. Doch die Anfänge waren schwer, seinen ersten Bildern mangelte es an Brillanz, an Schärfe. Und vor allem waren sie „nur“ eins: Abbildungen. Das änderte sich zunächst auch
mit verbesserter Technik nicht. Ich weiß noch, wie frustriert er jedes Mal war, wenn ich ihn darauf ansprach. Man muss dazu wissen, Matthias ist ein sehr ehrgeiziger Mensch. Und von diesem Ehrgeiz getrieben hat er ausprobiert, Fachliteratur studiert, neue Techniken angeschafft und angewendet. Auch sein Blick für das Objekt wurde geschärft. Mit der Zeit wurden die Ergebnisse immer besser. Heute sind sie vor allem im Bereich der Mikrofotografie absolute Spitzenklasse, vielleicht sogar das Beste auf dem Markt.

Matthias Reinhardt


1977 in Siegen geboren. Seit 1999 verheiratet, 5 Kinder (6-19 Jahre). Arbeitet seit 1996 bei der Deutschen Post
als Verbundzusteller (Briefe und Pakete). Im Jahr 2005 Umzug nach Drolshagen wegen Erwerbs eines Eigenheims. Website: www.reinhardt-mineralien-fotografie.com. In jedem Fachgebiet gibt es Ausnahmekönner.
Bei den Foto-Spezialisten, die sich der Mikrofotografie von Mineralien angenommen haben, finden sich zahlreiche mehr oder weniger hervorragende Akteure. Der Bode-Verlag hat bereits seit Jahrzehnten mit digitalen Fotos gearbeitet und die ganze Entwicklung verfolgen können. Dabei geht es ja nicht nur um
größtmögliche Schärfe bei höchster Winzigkeit, sondern auch um Bildaufbau und Gestaltung. Bei all diesen Attributen kann man Matthias Reinhardt deshalb bescheinigen, dass es derzeit weltweit keinen besseren Mikro-
Mineralien-Fotografen gibt als ihn.

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